"Niemals vergessen" - bewegende Veranstaltung am 8. Mai mit Rolf Abrahamson im Rathaus

Bildschirmfoto 2017 05 09 um 20.54.15Gebannt, oftmals den Tränen nahe lauschten Schülerinnen und Schüler unserer 9b sowie Kurse des Gymnasium im Loekamp und der Willy-Brandt-Gesamtschule den Schilderungen des Marler Holocaust-Überlebenden, des letzten Zeitzeugen in NRW, der das Rigaer Ghetto überlebt hat. Rolf Abrahamson, 92, war anlässlich des Befreiungstages aus dem KZ Theresienstadt der persönlichen Einladung von Bürgermeister Werner Arndt gefolgt.

In der Ratsstube hätte man eine Stecknadel fallen hören können, als Abrahamson mit brüchiger Stimme aus seinem Leben berichtete: Für den 13-jährigen bricht 1938 eine Welt zusammen, als am 9. November sein Elternhaus in der Loestraße angezündet wird. Sein Vater, von SA-Leuten zusammengeschlagen, wäre fast verbrannt. Nachdem die Marler Juden nach der brutalen Pogromnacht gezwungenermaßen nach Recklinghausen umgezogen sind, erklärt sich Marl 1938 stolz als "judenfrei".

Rolfs Vater und Bruder gelingt die Flucht nach Belgien, für seine Mutter mit den beiden kleineren Söhnen reicht das Geld nicht. Bevor sie nachkommen können, stirbt der Jüngste. Entsetzt erfahren die Schüler den Grund: kein Arzt war bereit, den an Diphterie erkrankten kleinen jüdischen Jungen zu behandeln. "Heute liegt er auf einem Friedhof in Recklinghausen und ich kann ihn wenigstens besuchen."

Im Januar 1942 werden alle Recklinghäuser Juden ins Ghetto von Riga, anschließend ins dortige KZ Kaiserwald deportiert. Vor seinen Augen wird Abrahamsons Mutter erschossen. Nur die Hoffnung, Vater und Bruder wiedersehen zu können, hält ihn vom Selbstmord ab. Hätte er geahnt, dass zu diesem Zeitpunkt beide bereits in Ausschwitz vergast worden sind, er hätte nicht weitergelebt.

Das Martyrium setzt sich fort zunächst im KZ Stutthoff bei Danzig, dann in einem der größten deutschen Konzentrationslager, Buchenwald.  Mit ihm werden 600 der Häftlinge zu härtester Arbeit von dort ins Außenlager Bochum, in eines der schlimmsten KZs geschickt. Von der Bochumer Bevölkerung mit Steinen beworfen, müssen sie 1944 dort Blindgänger-Bomben zur Entschärfung frei legen – nur 280 von den 600 überleben die lebensgefährliche Zwangsarbeit.

In verschlossenen Waggons – die meisten Insassen verhungern und verdursten - geht es über Dachau nach Theresienstadt, wo er endllich am 8. Mai 1945 durch die Rote Armee befreit wird. Zum Laufen ist er zu schwach, er wiegt nur noch 68 Pfund! "Zu essen gab es Suppe und Brot, nie soviel dass man satt wurde." Rolf Abrahamson hat überlebt. Nur sieben der aus dem Kreis Recklinghausen deportierten Juden kehren zurück.

Große Betroffenheit löst bei den Zuhörern die Erkenntnis aus, dass er nach dem Krieg in Marl zwar das elterliche Textilgeschäft weiterführen konnte, jedoch sehr isoliert lebte: "Ich habe mich nie wieder wohl gefühlt." Die früheren Nazis liefen noch fast alle frei herum. Es gab sie noch, die Marler, die seiner Familie so viel Leid zugefügt hatten. Der ehemalige NSDAP-Bürgermeister Dr.Willeke wurde sogar wieder Stadtdirektor.

Sichtlich schwer fällt es dem Redner, von den quälenden Erinnerungen zu berichten, die ihm noch heute Albträume und schlaflose Nächte bereiten. Er bringt das schmerzliche Opfer in der Überzeugung, dass es sich lohnt "wenn du von allen Schülern nur einen erreichst". Bei dieser Veranstaltung, da kann er sicher sein, hat er alle Anwesenden erreicht.

Vielen Dank, Rolf Abrahamson!

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